SERIE: GUNTER GUCKT DRUNTER
W-Lan-Hüpfen in der Innenstadt Unser Reporter scheut keine Anstrengung, um Dingen in Plauen und Umgebung auf den Grund zu gehen. Heute: Surfen ohne Brett und Kabel.
VON GUNTER NIEHUS
PLAUEN - Gerade war das Netz noch da - und schwups, da ist es auch schon wieder weg. Vom Hotel Alexandra an der Plauener Bahnhofstraße reicht das W-Lan des Vereins Freifunk Chemnitz ziemlich genau bis zum Reisebüro zwei Häuser weiter. Ein paar Meter bergauf, in der Nähe des Kreativladens Handgemacht, ist es plötzlich wieder da. Bis zur Haltestelle Capitol. Da ist erneut Sense mit dem kostenlosen Freifunker-Netz.
André Fiedler schmeckt das W-Lan-Inselhüpfen in der Bahnhofstraße selber nicht. "Deshalb würden wir gern weitere Router aufstellen", sagt der vogtländische Freifunker. Hotel Alexandra, Handgemacht, Kreisgeschäftsstelle der Linkspartei, Fotograf Chris Gonz - überall dort durfte der Verein bereits eines seiner Geräte installieren. Aber die Bahnhofstraße ist halt lang. Das reicht bei Weitem noch nicht. Die Plauener Innenstadt soll immerhin ein gigantischer Freifunk-Hotspot werden.
Am Klostermarkt klappt das schon recht gut. Wer über das Areal läuft, den Blick starr auf das Handy gerichtet, hat meist das W-Lan-Symbol vor Augen. Man muss halt nur aufpassen, bei dem Selbstversuch niemanden über den Haufen zu rennen. Die Jugendsprache hat für solche Leute, die ständig nur aufs Handy starren, sogar ein eigenes Wort kreiert: Smombie - eine Mischung aus Smartphone und Zombie.
Smombies wird man in Plauens Innenstadt wohl bald zahlreicher antreffen. Immerhin dürfen sie ihrem Trieb an immer mehr Stellen kostenlos frönen. "Wir konnten in den letzten drei Wochen die W-Lan-Abdeckung in der gesamten Innenstadt fast verdreifachen", sagt Initiator Kai Grünler zufrieden. Ursache für diesen Höhenflug ist ausgerechnet eine kapitale Niederlage. Der Stadtrat hatte vor rund einem Monat entschieden, dass Freifunk seine Router nicht an städtischen Gebäuden anbringen darf. Dort kommen stattdessen die Stadtwerke zum Zuge. Die Fraktionen von CDU und Linkspartei, die aufseiten der Freifunker stand, hatten sich deswegen böse in die Haare gekriegt.
Dieses öffentlich ausgetragene, gegenseitige Abwatschen bescherte Freifunk große Aufmerksamkeit. "Danach sind viele Geschäftsleute auf uns zugekommen und haben ihre Hilfe angeboten", so Freifunker André Fiedler. Die Folge: Das Netz wuchs rasant an. Doch zufrieden ist man noch lange nicht. "Je mehr Router stehen, desto besser auch für die Übertragungsrate", sagt Fiedler. Pi mal Daumen surfen die Nutzer jetzt mit sechs MBit pro Sekunde. Kämen am Klostermarkt beispielsweise Router dazu, würde sich dieser Wert verbessern. "Bislang läuft dort weitgehend alles über das Restaurant Saigon", so der Freifunker. "Die haben einen ziemlich guten Router - deshalb reicht er für fast den kompletten Klostermarkt."
Aber wer nur auf einem Bein steht, kippt leicht um. Aus Sicherheitsgründen sucht Freifunk auch dort neue Partner. Sorgenkind Nummer eins sind aber Tunnel und Postplatz. Da suchen Smombies das W-Lan-Symbol bislang vergebens.
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FOTO: ELLEN LIEBNER Bildtext: Gunter Niehus (2. von rechts) beim Gruppensurfen am Klostermarkt.
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